Igadir, ein bedeutsamer Araber-Berber für die Rasse des Berberpferdes
Igadir bedeutet uns nicht nur sehr viel als Pferd und als Vererber. Mit ihm verbunden ist seine Geschichte und ein Andenken an die Menschen, die dieses Pferdes begleitet und gefördert haben. Wir sind voller Dankbarkeit an einen unserer Freunde, der uns dazu verholfen hat, einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen, nämlich mit Igadir seine so wichtigen authentischen Araber-Berber-Linien im Zuchtbuch der Berberpferde zu bewahren.
Unser Freund Michel – Dr. Michel Gaudois – teilte mit uns die gleiche Leidenschaft für das Berberpferd. Stundenlang konnten wir mit ihm über Abstammungen, geo-historische und soziokulturelle Kontroversen dieser Rasse diskutieren, über das Vergangene, das Bestehende und das Kommende.
Nicht immer waren wir uns in allen Punkten einig.
Jedoch teilten wir mit ihm durchweg die eine Überzeugung, nämlich dass der Araber-Berber der wichtigste und einzig erwünschte Abkömmling des Berberpferdes ist und somit Teil der Rasse, Teil des Zuchtbuches ist. Die Ursprünge des Araber-Berbers sind im Maghreb auf solch unentwirrbare Art mit denen des Berbers verbunden, dass es unmöglich wäre, darzulegen, dass in einem Berberpferd kein Partikelchen Araberblut fließt. Einig waren wir uns ebenfalls, dass – zumindest im Maghreb – auch der Araber oft genug durch Berberblut beeinflusst wird.
Zucht und Verwendung über Jahrhunderte machen Berber und Araber-Berber untrennbar.
Damit beide eine Zukunft haben, ist es nötig, sie dem gleichen Zuchtbuch angehören zu lassen. Für beide muss die Zucht gleichwertig und in gegenseitiger Abhängigkeit weitergeführt werden, eingebettet im selben Zuchtbuch, dem des Berberpferdes.
Mit der Einrichtung amtlicher Zuchtbücher wurden Versuche durchgeführt, sie zu unterscheiden, um besser die Ursprünge, Beweggründe, Ziele und so auch die Selektionskriterien zu verstehen. Aber unsere züchterischen Eltern hatten immer die Besonnenheit, beide zusammen zu halten im wechselseitigen Austausch fern von allen Modeerscheinungen und sozialen oder wirtschaftlichen utopischen oder gar eitlen Ansichten.
Es wurde nie wirklich in Betracht gezogen, Berber und Araber-Berber zu trennen. Beide hätten zu sehr darunter zu leiden. Eine Trennung gibt es auch heute nicht. Berber und Araber-Berber verlustfrei zu trennen ist unmöglich. Es würde bedeuten, ihnen die gemeinsame Identität zu entreißen.
Natürlich geht es nicht darum, kehrt zu machen und Vergangenes wieder herzustellen, ohne dabei über das richtige (genetische) Werkzeug zu verfügen. Denn neue Araber-Berber mit Hilfe von Araberpferden, gleich aus welcher Himmelsrichtung zu uns kommend, zu produzieren ist ganz gewiss nicht der richtige Weg.
Es geht darum, die züchterische Quelle zu pflegen, die der wunderbare Bestand von Araber-Berbern des Maghreb darstellt, und sie der Gesamtheit der Berberpopulation zu Nutzen kommen zu lassen. Es geht um Linien, die wir geerbt haben und deren Präsenz neben den Berbern nicht diskutierbar ist.
Berber und Araber-Berber in gesunder Einigkeit in einem Zuchtbuch weiterzuführen ist die Quintessenz, unentbehrlich für den Erhalt des Berberpferdes, so wie es uns überbracht wurde.
Es existieren nur noch wenige authentische Mittel, um die Rasse zu bewahren.
Unsere Pflicht ist es, diese Aufgabe an die uns folgenden Züchtergenerationen weiterzugeben. Dabei ist es nicht hinnehmbar, die wenigen grundlegenden Elemente, aus denen die Rasse besteht, zu zerstören, um daraus eine neue zu fabrizieren.
Von dieser Überzeugung bestärkt, richten wir uns nach dem ersten Ziel der OMCB: « La protection, le développement et l’amélioration dans la pureté du cheval barbe et de son principal dérivé l’arabe-barbe » - „Der Schutz, die Entwicklung und Verbesserung der Reinheit des Berberpferdes und seines wichtigsten Abkömmlings, des Araber-Berbers“.
Diesem Ziel schenken wir unsere Achtung, indem wir den Berbern und Araber-Berbern in unserer Familie Gleichheit geben.
Es ist mehr als bedauerlich, dass zahlreiche qualitätsvolle Hengste, insbesondere diejenigen, die schon als Deckhengste aus dem Maghreb importiert wurden oder die von Eltern stammen, die selber aus dem Maghreb kamen, nur eine geringe Chance bekommen, am Zuchtprogramm teilzunehmen, nur weil auf der Zuchtbescheinigung „Araber-Berber“ vermerkt ist.
Ungeachtet der Tatsache, dass daneben Arabische Vollbluthengste oftmals bessere Chancen haben, Fohlen im Zuchtbuch für Berberpferde zu zeugen, wo doch ausreichend Araber-Berber zur Verfügung stehen.
Im Hinblick auf die Ziele der OMCB scheint dies wirklich absurd.
Was ist dann noch zu sagen, wenn es sich um einen Schimmel handelt?
Die Mode der farbigen Pferde behindert schon deutlich die Chancen zahlreicher Berberpferde, die Schimmel sind, auch wenn die meisten mischerbig sind. Daneben haben Hengste wie Igadir ein doppeltes Handicap, um der Rasse ihren Stempel aufdrücken zu können: Sie sind schimmelfarben und sie werden – als wäre es ein Stigma – als Araber-Berber bezeichnet.
Das Zuchtbuch für Berberpferde ist genetisch noch immer schmal aufgestellt. In dieser Hinsicht fehlt jede Logik, jede Liebe und jedes Verständnis für die Rasse, wenn immer noch so viele Araber-Berber-Hengste mit raren und kostbaren Blutlinien die Welt verlassen, ohne die Möglichkeit erhalten zu haben, ihrer würdige Stuten zu bedecken. Oft müssen wir mit Bedauern feststellen, dass in unserem Zuchtbuch keine einzige Nachzucht solcher Hengste verzeichnet ist.
Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr uns diese Situation empört. Bisher hatten wir noch nicht die Gelegenheit gehabt, selber dagegen anzugehen. Aber nun ist Igadir bei uns eingezogen und hat unsere Familie bereichert. Wir hoffen, dass wir mit ihm das Glück haben werden, diese uns so wichtige Sache zu fördern. Ohne Zweifel ist es ein Glück und eine Ehre für uns, die Mühen von Michel und Arnaud weiterzuverfolgen.
Igadir wird dieses Jahr 25 Jahre alt und wir werden alles geben, damit er seine Form und Gesundheit bewahrt, sei es nur für einen verdienten Ruhestand..
Glücklicherweise erhielt er bei uns einige kostbare Stuten, um ihm zu einer Nachzucht zu verhelfen, die er wirklich verdient.
Als leidenschaftliche Berberzüchter hat sich bestätigt, dass mit Igadir nicht nur ein für diese Rasse so wichtiges Anliegen unterstützt wurde, sondern auch wirklich bemerkenswerte Fohlen entstanden.